Zeugnissprache & Zeugniscodes in einem Erzieherzeugnis – die problematischsten Formulierungen – Folge 5
Manche Formulierungen in ‚Zeugniscodes‘ sind nicht nur unzulässig, sondern manchmal auch regelrecht gemein.
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So zum Beispiel, wenn die längere Erkrankung oder gar eine Dauererkrankung eines Arbeitnehmers – für die eine Erzieherin oder ein Erzieher zumeist ja nichts kann – vom Träger zwischen den Zeilen und damit ganz unscheinbar in einem Zeugnistext thematisiert wird. Dabei erfolgt dieses klammheimliche Betonen selten an einer Stelle, wo dies eventuell zu erwarten wäre.
Im Gegenteil finden sich solche Hinweise häufiger in der sogenannten Schlussformel am Ende eines Arbeitszeugnisses oder Zwischenzeugnisses und dort ausgerechnet auch noch versteckt in den Wünschen für den weiteren beruflichen und persönlichen Lebensweg.
Denn dort steht dann eben nicht, dass man dem Kita- oder Hort-Beschäftigten für alles Weitere lediglich „alles Gute“ wünsche, sondern eben auch Dinge wie Gesundheit, Gelassenheit oder auch einfach nur Glück.
Gemeint ist damit natürlich zumeist etwas anderes:
Denn wer „Gelassenheit“ ausdrücklich für die Zukunft wünscht, wird wohl im Arbeitsverhältnis beim Erzieher festgestellt haben wollen, dass es diesem eben an der erforderlichen Gelassenheit gefehlt habe und sich der Beschäftigte eher durch Dünnhäutigkeit oder gar Jähzorn entweder gegenüber den Kindern oder den Eltern oder eben gegenüber den Teamkollegen ausgezeichnet hat.
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Der Wunsch eines Arbeitgebers, der Kita-Beschäftigte möge doch auch „viel Glück“ auf seinem weiteren Lebensweg haben, hört sich erst recht nur vordergründig nett an. Denn damit ist letztendlich nichts anderes gemeint, dass man auf der Seite des Trägers oder der Kitaleitung der Meinung ist, dass die oder der Betreffende „Glück“ bitter nötig haben wird – denn Erfolg wird offensichtlich erst gar nicht zugetraut!
Vergleichbares ist natürlich in den Wunsch nach „Gesundheit“ hineinzulesen:
Wer Gesundheit in einem Arbeitszeugnis ausdrücklich wünscht, meint dies eher selten tatsächlich so gut gemeint, wie geschrieben. Stattdessen soll einem kundigen Zeugnisleser eher signalisiert werden, dass es mit dem Gesundheitszustand eher nicht zum Besten gestellt war oder – was den Zorn mancher Zeugnisverfasser dann erklären würde – häufige, gefühlt vorgeschobene, Kurzerkrankungen gerade zum Wochenbeginn, beim Frühdienst oder an Brückentagen den Träger viel Geld und die Kitaleitung einiges an Nerven gekostet hat.
So oder so: Diese Zeugnisformulierung bzw. eine solche Dankes- und Schlussformel entwertet für den neutralen Leser ein Arbeitszeugnis immens. Da hilft es auch nicht, dass ein solcher Wunsch aus Unkenntnis einmal ganz aufrichtig nett und fürsorgend gemeint sein sollte.
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von Rechtsanwalt Holger Klaus [Mehr…]
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